Lawinenbewusstsein: Teil 6: Lawinengefahrenstufen verstehen und warum „mittelschwer“ nicht sicher ist
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Im ersten Teil dieses siebenteiligen Kurses zur Lawinensicherheit haben wir die Lawinenarten, ihre Ursachen und die damit verbundenen Risiken untersucht. Im zweiten Abschnitt ging es um die notwendige Lawinenausrüstung und die Bedeutung von Vorbereitung und Übung. Im dritten und vierten Teil ging es um das Erkennen lawinengefährdeter Gebiete sowie um Feldbeobachtungen und Schneedeckentests zur Beurteilung der Stabilität. Zuletzt wurde im fünften Abschnitt erläutert, wie das Wetter das Lawinenrisiko beeinflusst, und es wurden Einblicke in die Wechselwirkung von Schneefall, Wind und Temperaturschwankungen mit der Schneedecke gegeben.
Im sechsten Teil widmen wir uns nun den Lawinenbulletins – Ihrem wichtigsten Hilfsmittel bei der Planung einer Tour durchs Gelände. Diese Bulletins bieten einen Überblick über die aktuellen Bedingungen, potenzielle Gefahren und geben Empfehlungen für sicheres Reisen. Ein Blick auf die Gefahreneinstufung reicht jedoch nicht aus. Es ist wichtig zu verstehen, was diese Einstufungen bedeuten, wie die Details im Bulletin zu interpretieren sind und warum Stufen wie „mäßig“ (Stufe 2) und „erheblich“ (Stufe 3) sorgfältige Planung und Wachsamkeit erfordern.

Viele Unfälle passieren, weil Menschen die Risiken in diesen Höhenlagen falsch einschätzen oder unterschätzen. Dieser Abschnitt hilft Ihnen, Lawinenbulletins zu entschlüsseln, ihre Empfehlungen zu verstehen und dieses Wissen anzuwenden, um im Gelände sicherere Entscheidungen zu treffen. Los geht‘s!
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Die Lawinengefahrenskala: Was die einzelnen Stufen bedeuten
Die Europäische Lawinengefahrenskala (weit verbreitet, unter anderem von Météo France) umfasst fünf Stufen, die jeweils die Wahrscheinlichkeit von Lawinen, die Art der Aktivität, die sie wahrscheinlich auslösen kann, und die notwendigen Vorsichtsmaßnahmen beschreiben:
- Niedrig (Stufe 1):
- Beschreibung: Die Schneedecke ist im Allgemeinen stabil. Spontane Lawinen sind unwahrscheinlich, und von Menschen ausgelöste Lawinen sind selten.
- Vorsichtsmaßnahmen: Obwohl das Risiko minimal ist, können Lawinen in abgelegenen Gebieten, z. B. in steilem, extremem Gelände, dennoch auftreten. Tragen Sie immer Ihre Sicherheitsausrüstung.
- Mittelschwer (Stufe 2):
- Beschreibung: Die Schneedecke ist überwiegend stabil, an bestimmten Steilhängen können jedoch Lawinen ausgelöst werden, insbesondere durch Skifahrer, Snowboarder oder Kletterer.
- Wichtige Gefahrenzonen: Gelände über 30° mit frischer Windbelastung, Neuschnee oder vergrabenen schwachen Schichten.
- Warum es riskant ist:
- Viele Menschen assoziieren „moderat“ mit „sicher“, was zu Selbstüberschätzung führt.
- Um Lawinen dieser Stärke auszulösen, ist oft weniger Kraft erforderlich als erwartet.
- Statistisch gesehen ereignen sich bei dieser Gefahrenstufe viele Lawinenunfälle , insbesondere wenn die Bedingungen lokal begrenzt oder schlecht verstanden sind.
- Vorsichtsmaßnahmen: Bleiben Sie in flachem Gelände (weniger als 30°) und meiden Sie Hänge mit sichtbaren Warnsignalen (z. B. Windplatten, Risse oder kürzlich abgegangene Lawinen).
- Erheblich (Stufe 3):
- Beschreibung: Die Schneedecke ist vielerorts instabil. Lawinen sind an steilen Hängen wahrscheinlich und können von einzelnen Skifahrern, Bergsteigern oder Snowboardern ausgelöst werden. Es können auch spontane Lawinen auftreten.
- Wichtige Gefahrenzonen: Steile Hänge (30°–45°), insbesondere solche mit Triebschnee, Neuschnee oder schwachen Schichten.
- Warum es riskant ist:
- Dies ist die gefährlichste Stufe für Benutzer abgelegener Gebiete, da das Risiko weit verbreitet ist und sich dennoch viele Menschen in die Wildnis wagen.
- Eine schlechte Routenwahl oder das Ignorieren von Warnsignalen kann zu großen, zerstörerischen Lawinen führen.
- Vorsichtsmaßnahmen: Bleiben Sie in klar definierten Sicherheitszonen, vermeiden Sie steiles Gelände und überdenken Sie Ihre Tour, wenn die Bedingungen keine sicheren Alternativen zulassen.
- Hoch (Stufe 4):
- Beschreibung: Die Schneedecke ist sehr instabil. Lawinen treten wahrscheinlich spontan auf und können leicht durch menschliche Aktivitäten ausgelöst werden. Große, zerstörerische Lawinen sind möglich.
- Wichtige Gefahrenzonen: Die meisten Hänge sind steiler als 30°.
- Warum es riskant ist:
- Natürliche Lawinen sind weit verbreitet. Das Bewegen in lawinengefährdeten Gebieten ist äußerst gefährlich.
- Vorsichtsmaßnahmen: Meiden Sie Lawinengebiete vollständig. Bleiben Sie in flachen, sicheren Gebieten fernab von Lawinenpfaden oder -ausläufen.
- Sehr hoch (Stufe 5):
- Beschreibung: Die Schneedecke ist extrem instabil. Große spontane Lawinen sind selbst in mäßig steilem Gelände wahrscheinlich.
- Wichtige Gefahrenzonen: Alle Lawinengebiete.
- Vorsichtsmaßnahmen: Begeben Sie sich unter keinen Umständen in lawinengefährdetes Gebiet.

Warum die meisten Unfälle mit mittlerer (Stufe 2) oder erheblicher (Stufe 3) Schwere passieren
1. Wahrgenommene Sicherheit bei mittlerer Stufe (Stufe 2):
- Bei der Stufe „mäßig“ gehen viele Menschen davon aus, dass das Risiko minimal ist und lassen deshalb nach. Das Risiko ist jedoch lokal begrenzt, d. h. Lawinen sind an bestimmten Hängen mit schwachen Schichten oder Auslösern (wie Triebschnee oder vergrabenem Raureif) wahrscheinlich.
- Ohne umfassende Kenntnisse der Schneedeckenbedingungen und Geländemerkmale kann es passieren, dass Reisende diese Gefahrenzonen unwissentlich betreten.
2. Weitverbreitete Instabilität auf erheblichem Niveau (Stufe 3):
- Von „erheblich“ spricht man, wenn die Gefahr größer wird, das Gelände in manchen Bereichen aber immer noch trügerisch stabil erscheinen kann.
- Viele Lawinen dieser Stufe werden durch menschliche Aktivitäten ausgelöst. Gruppen wagen sich möglicherweise in steiles Gelände und gehen davon aus, dass es sicher ist, weil sie Warnschilder nicht direkt bemerkt haben.
3. Häufige kognitive Verzerrungen:
- Selbstüberschätzung: Skifahrer und Bergsteiger gehen möglicherweise davon aus, dass ihr Können das Risiko verringert, und vergessen dabei, dass Lawinen nicht auf Erfahrung basieren.
- Heuristische Fallen: Gruppendenken oder „Pulverfieber“ (die Aufregung über frischen Schnee) können dazu führen, dass Menschen Gefahrenschilder oder Warnungen ignorieren.

Lesen und Befolgen von Lawinenbulletins
Wichtige Abschnitte des Bulletins:
- Gefahrenstufe: Die allgemeine Gefahrenstufe für die Region. Achten Sie auf die Verteilung nach Höhe und Hanglage.
- Schneedeckenzusammenfassung: Details zu schwachen Schichten, kürzlichen Windplatten oder anhaltender Instabilität in der Schneedecke.
- Reisehinweise: Spezifische Empfehlungen, wie z. B. das Vermeiden von Hängen über 30° oder das Festhalten an bestimmten Höhenlagen.
- Aktuelle Lawinenaktivität: Berichte über natürliche oder von Menschen ausgelöste Lawinen, die auf eine aktuelle Instabilität hinweisen.
Was Sie tun sollten:
- Planen Sie entsprechend: Wählen Sie anhand des Bulletins ein Gelände aus, in dem Gefahrenzonen (z. B. flache Hänge oder dichte Waldgebiete) vermieden werden.
- Bleiben Sie flexibel: Wenn das Bulletin ein erhöhtes Risiko anzeigt, passen Sie Ihre Ziele an oder verschieben Sie Ihre Reise.
- Mit Beobachtungen kombinieren: Ein Bulletin ist eine regionale Zusammenfassung. Bestätigen Sie die Bedingungen vor Ort immer, indem Sie auf Warnsignale achten (z. B. Risse, Wummen oder kürzlich erfolgte Erdrutsche).
Praxisbeispiel zum Lesen des Lawinenbulletin
Sie planen eine Skitour in Chamonix und im Bulletin für Ihre Region steht:
- Gefahrenstufe: Mäßig (Stufe 2) unter 2.000 m; Erheblich (Stufe 3) über 2.000 m.
- Hauptgefahren: Windplatten an Nord- und Osthängen, insbesondere über 30°. An Südhängen sind aufgrund der jüngsten Erwärmung anhaltende Schwachschichten zu beobachten.
- Empfehlungen: Vermeiden Sie steiles Gelände über 2.000 m, insbesondere Leehänge.
Ihre Interpretation:
- Sie planen Ihre Route so, dass Sie sich an südseitige, flache Hänge unter 2.000 m halten.
- Sie prüfen die Wettervorhersage hinsichtlich der Windrichtung und bestätigen Beobachtungen von Windplatten im Gelände, bevor Sie sich in steileres Gelände begeben.

Wichtigste Erkenntnis
Die Gefahrenstufen „Mäßig“ (Stufe 2) und „Erheblich“ (Stufe 3) bedeuten nicht unbedingt „sicher“. Die meisten Lawinenunfälle ereignen sich bei diesen Stufen, weil Menschen lokale Risiken falsch einschätzen oder Warnsignale ignorieren. Betrachten Sie die Gefahrenstufe immer als Orientierung für Ihre Routenplanung, bleiben Sie im Gelände wachsam und stellen Sie die Sicherheit über Ihre Ziele.
Bereit für die nächste Lektion? Klicken Sie hier für Kapitel 7 – Best Practices für Lawinensicherheit