Lawinenbewusstsein: Teil 3: Erkennen von Lawinengelände: Eine entscheidende Fähigkeit für die Sicherheit im Hinterland
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Im ersten Teil dieses siebenteiligen Kurses zur Lawinensicherheit haben wir die Lawinenarten, ihre Ursachen und die damit verbundenen Risiken untersucht. Im zweiten Teil haben wir die grundlegende Lawinenausrüstung – Ihre Lebensader im Gelände – behandelt und betont, wie wichtig es ist, nicht nur die richtige Ausrüstung dabei zu haben, sondern auch zu wissen, wie man sie effektiv einsetzt.
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Auf dieser Grundlage konzentriert sich dieser dritte Abschnitt auf eine der wichtigsten Fähigkeiten im Bereich Lawinensicherheit: das Erkennen lawinengefährdeten Geländes.
Lawinen entstehen nicht zufällig – sie sind an bestimmte Geländemerkmale und -bedingungen gebunden. Das Erkennen dieser Gebiete ist entscheidend für sicheres Reisen im Hinterland. Selbst kleine Lawinen können tödlich sein, wenn das Gelände ihre Wirkung verstärkt. Daher ist das Verständnis dieser Gefahren entscheidend für die Wahl einer sicheren Route.
Wir analysieren die Faktoren, die das Lawinengelände beeinflussen: Hangneigung, Hangexposition, Geländefallen und andere Merkmale wie Wechten. Am Ende dieses Abschnitts verfügen Sie über das Wissen, das Gelände zu bewerten und in lawinengefährdeten Gebieten fundiertere Entscheidungen zu treffen.
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Hangneigung: Wo Lawinen entstehen
Die Steilheit eines Hangs ist einer der wichtigsten Faktoren zur Bestimmung der Lawinengefahr.
- Hochriskante Winkel:
- Die meisten Lawinen ereignen sich an Hängen zwischen 30° und 45° .
- An Hängen mit einer Neigung von mehr als 45° verliert sich der Schnee oft auf natürliche Weise, bevor sich große Ansammlungen bilden können, während an Hängen mit einer Neigung von weniger als 30° nur selten Lawinen entstehen, außer unter besonderen Bedingungen (z. B. Nassschneelawinen oder extremer Belastung).
- So messen Sie den Neigungswinkel:
- Verwenden Sie einen Neigungsmesser , um den Neigungswinkel des Hangs zu messen. Viele Skistöcke fürs Backcountry haben eingebaute Neigungsmesser. Alternativ können Sie Smartphone-Apps wie Theodolite verwenden (stellen Sie jedoch sicher, dass Ihr Telefon aufgeladen und bei Kälte funktionsfähig ist).
- Schätzen Sie Winkel nach Möglichkeit visuell ab, verlassen Sie sich jedoch für die Präzision auf Hilfsmittel – das Schätzen kann zu gefährlichen Fehleinschätzungen führen.

Hangneigung: Wie Wind und Sonne die Stabilität beeinflussen
Die Ausrichtung eines Hangs (seine Exposition ) spielt eine große Rolle für das Lawinenrisiko, da Wind und Sonne die Schneedecke beeinflussen.
- Leehänge (Wind- vs. Lee-Hänge):
- An windabgewandten Hängen sammelt sich häufig Windschnee an, wodurch Windplatten entstehen – dichte, schwere Schichten, die oft schlecht mit dem darunterliegenden Schnee verbunden sind. Diese Platten sind sehr störanfällig.
- An den dem Wind zugewandten Hängen liegt oft weniger Schnee und die härteren Schichten können abgetragen sein. Dadurch verringert sich zwar die Lawinengefahr, es bestehen jedoch andere Gefahren, beispielsweise Eis.
- Sonneneinstrahlung (sonnige vs. schattige Hänge):
- Südhänge (auf der Nordhalbkugel) erhalten mehr Sonnenlicht, was in warmen Perioden, insbesondere im Frühjahr, die Schneedecke destabilisieren kann. Nasse Lawinen sind an diesen Hängen wahrscheinlicher.
- Nordhänge bleiben kälter, wodurch schwache Schichten länger erhalten bleiben und die Wahrscheinlichkeit trockener Schneebrettlawinen steigt.
- Praktischer Tipp: Achten Sie darauf, wie die Hanglage mit den aktuellen Wetterbedingungen übereinstimmt. Wählen Sie beispielsweise nach einem Sturm mit starkem Wind Routen, die Leehänge meiden.

Geländefallen: Verstärker der Gefahr
Eine Geländefalle ist jedes Landschaftsmerkmal, das die Folgen selbst einer kleinen Lawine verschlimmern kann. Diese Gebiete sind besonders gefährlich, da sich dort Schnee, Geröll und Opfer konzentrieren, was die Rettung erschwert und die Überlebenschancen verringert.
Häufige Geländefallen:
- Rinnen und Bachbetten: Diese natürlichen Vertiefungen wirken wie Trichter, in denen sich Schnee und Geröll konzentrieren. Lawinen in diesen Gebieten können Opfer tief verschütten, was Rettungsmaßnahmen erheblich erschwert.
- Klippen und Felsbänder: Eine häufige Ursache für traumabedingte Todesfälle durch Lawinenunfälle ist, dass man von einer Klippe geschleudert oder gegen Felsen gedrückt wird.
- Baumlöcher: Diese Vertiefungen bilden sich um den Stamm eines Baumes und sind oft unter frischem Schnee verborgen. Lawinen können Opfer in diese Löcher drücken, wo sie stecken bleiben und bewegungsunfähig werden.
- Flache Ausläufe: Flaches Gelände am Fuße eines Hangs mag sicher erscheinen, wird aber oft zu einer Ablagerungszone, in der sich der Schnee bei einer Lawine hoch auftürmt. Dadurch besteht ein hohes Verschüttungsrisiko.
So vermeiden Sie Geländefallen:
- Planen Sie Ihre Route so, dass Sie möglichst oberhalb oder in sicherer Entfernung von diesen Merkmalen bleiben.
- Wenn Sie potenzielle Fallen überqueren müssen, bewegen Sie sich schnell und stellen Sie immer nur eine Person gleichzeitig bloß.

Gesimse: Versteckte Gefahren oben
Schneewechten sind überhängende Schneemassen, die sich durch Wind an Bergkämmen bilden. Obwohl sie stabil wirken, sind sie oft instabil und können unter Gewicht, Vibrationen oder steigenden Temperaturen einstürzen. Schneewechten stellen eine doppelte Gefahr dar, denn sie:
- Können Lawinen an darunterliegenden Hängen auslösen, wenn sie einstürzen.
- Kann selbst zu Verletzungen oder Todesfällen führen, wenn Sie damit stürzen.
So navigieren Sie sicher durch Gesimse:
- Bleiben Sie zurück: Halten Sie ausreichend Abstand von der Kante der Firstlinie, da die tatsächliche Kante eines Schneewechtens oft weiter hinten liegt, als es den Anschein macht.
- Vermeiden Sie es, weiter unten anzuhalten: Achten Sie beim Fahren in Tälern oder über Hänge auf mögliche Schneewechten über Ihnen und vermeiden Sie es, in Bereichen anzuhalten, in denen diese einstürzen könnten.
- Vorsicht vor Schatten: Schneewechten sind von oben oft schwer zu erkennen, insbesondere bei schlechter Sicht. Verwenden Sie eine Sonde oder gehen Sie vorsichtig vor, um sicherzustellen, dass Sie nicht auf überhängendem Schnee laufen.

Weitere Geländeüberlegungen
Konvexe vs. konkave Hänge:
- Konvexe Hänge: Diese wölben sich nach außen und lösen eher Lawinen aus, da die Schneedecke am Übergangspunkt unter Spannung steht.
- Konkave Hänge: Diese sind nach innen gebogen und können manchmal sicherer sein, da sie das Gewicht gleichmäßiger verteilen, führen aber oft in Geländefallen wie Schluchten.
Anker (Bäume und Felsen):
- Bäume, Felsbrocken und Sträucher können Schnee manchmal stabilisieren, indem sie als Anker dienen, insbesondere in dichten Wäldern. Allerdings kann spärlicher Baumbestand trügerisch sein, da er Lawinen oft kaum aufhält und bei einem Lawinenabgang sogar das Traumarisiko erhöhen kann.

Praktische Beispiele zur Erkennung von Lawinengelände
- Szenario 1: Nach einem Schneesturm mit starkem Wind fahren Sie in einer Backcountry-Schüssel Ski. Der Hang hat eine Neigung von 38° und ist leewärts gerichtet, mit sichtbaren Anzeichen von Windablagerungen. Sie bemerken eine Rinne am Fuße des Hangs.
- Risikobewertung: Hohe Lawinengefahr aufgrund der Hangneigung, der Windlast und der darunterliegenden Geländefalle. Meiden Sie diesen Hang.
- Szenario 2: Sie überqueren an einem sonnigen Frühlingstag einen Grat. Der Grat weist große Schneewechten auf, die über einen nach Norden ausgerichteten Hang hängen.
- Risikobewertung: Hohes Risiko eines Wechteneinsturzes aufgrund der Erwärmung. Halten Sie ausreichend Abstand zur Kante und vermeiden Sie das Bewegen direkt unterhalb des Hangs.
- Szenario 3: Sie steigen ein steiles Couloir hinauf, in dem keine Risse oder kürzlichen Erdrutsche sichtbar sind. Der Hangwinkel beträgt 50°, und der Schnee fühlt sich unter den Füßen locker an.
- Risikobewertung: Geringeres Risiko für große Schneebrettlawinen, aber höheres Risiko für Lockerschneelawinen aufgrund der Steilheit und des unverfestigten Schnees.

Wichtigste Erkenntnis
Beim Erkennen von Lawinengebieten geht es nicht nur darum, gefährliche Hänge zu identifizieren, sondern auch zu verstehen, wie das Gelände mit den Schneeverhältnissen und dem Wetter zusammenwirkt. Nutzen Sie Hilfsmittel wie Neigungsmesser, studieren Sie die Landschaft sorgfältig und planen Sie Ihre Routen so, dass Sie Hochrisikobereiche wie Leehänge, Geländefallen und Schneewechten vermeiden. Passen Sie Ihren Plan stets an das jeweilige Gelände und die jeweiligen Tagesbedingungen an.
Bereit für die nächste Lektion? Klicken Sie hier für Kapitel 4 – Feldbeobachtungen und Schneedeckentests: Beurteilung der Stabilität in Lawinengebieten